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In dieser Datei finden sich Beiträge zu verschiedenen Themen, die ich auf der Startseite behandelt habe.


Bayers Gold-Hahnenfuß (Ranunculus bayerae)

Ein Endemit: Bayers Gold-Hahnenfuß aus der Gegend von Innernzell. - >
Gold-Hahnenfüße haben wie der verbreitete Scharfe Hahnenfuß runde Blütenstengel und keine Ausläufer. Die Pflanzen sind aber kleiner und die Grundblätter selbst an einer Pflanze oft sehr unterschiedlich gestaltet, oft auch ungeteilt. Die Blütenblätter sind oft ungleich groß.

Mitte Mai bis Mitte Juni ist die günstigste Zeit zur Kartierung der Gold-Hahnenfüße (Ranunculus auricomus agg.). Diese zählen wie die Brombeeren, Habichtskräuter, Löwenzähne, Mehlbeeren u. a. zu den Pflanzen, die trotz auffälliger Blüten und Insektenbesuch auf ungeschlechtlichem Wege Samen bilden und sich deshalb im Normalfall identisch (erbgleich) fortpflanzen (Apomixis). Gelegentlich bricht aber eine Pflanze aus und öffnet sich sogar der Bestäubung durch andere Pflanzen. Wo in einem Gebiet mehrere nah verwandte Arten vorkommen, kann es dann zu Kreuzungen kommen. Falls sich die entstandenen Hybriden wiederum asexuell (apomiktisch) vermehren und ausbreiten können, ist eine neue Sippe entstanden. Da hierbei keine Meiose (Reifeteilung) stattfindet, besitzt die neue Sippe die Chromosomensätze beider Eltern: Sie ist polyploid.
Dieser Prozess der (hybridogenen) Artbildung läuft bei den oben genannten Gruppen auch noch in der Gegenwart ab - biologische Evolution nicht in ehrwürdiger Vergangenheit und auch nicht in den tropischen Zentren der Artenvielfalt sondern hautnah in heimatlichen Gefilden. Es ist das Kernanliegen des Artenschutzes, nicht nur die Arten und deren Verbreitungsgebiete (Areale) zu erhalten, sondern auch künftig Evolution zu ermöglichen und damit die Entstehung neuer Arten. Die"apomiktischen Sippen" erfordern daher besondere Aufmerksamkeit und besonderen Schutz.
Für die Gold-Hahnenfüße hat Niederbayern große Bedeutung und Verantwortung. Mindestens 13 verschiedene Sippen leben hier, zwei davon (Ranunculus bayerae, R. rhombilobus haben hier weltweit zumindest ihre Hauptvorkommen. Alle heimischen Gold-Hahnenfüße besiedeln grund- oder hangwasser-beeinflusste, feuchte bis wechselfeuchte Böden. Sie sind lichtliebend, vertragen aber auch Halbschatten und kommen deshalb besonders in zwei- bis höchstens dreischürigen Futterwiesen und Streuwiesen vor, halten sich aber auch noch in Hochstaudenfluren und lichten Wäldern. Mit dem Rückgang des Grünlands und dem heute verbreiteten Früh- und Vielschnitt haben die Gold-Hahnenfüße allerdings viele ihrer Wuchsorte eingebüßt. Sie sind heute alle bedroht, und vielfach sind Naturschutzsmaßnahmen notwendig, um junge Arten mit kleinen Arealen zu sichern. Da die Gold-Hahnenfuß-Arten einander oft sehr ähneln, vielfach nur von wenigen Spezialisten angesprochen werden können und überdies nur von etwa Mitte Mai bis Mitte Juni alle für die Bestimmung notwendigen Merkmale aufweisen, ist die grundlegende Bestandes-Kartierung eine schwierige Aufgabe. Die Erfassung kann viel effektiver erfolgen, wenn die Suche entfällt und gezielt größere Vorkommen angefahren werden können. Ich bin daher für exakte Fundortangaben und Hinweise zur Bestandesgröße dankbar; hierfür steht ein elektronisches Meldeformular zur Verfügung. Sehr verdienstvoll wäre die Anfertigung von Herbarbelegen (aus jeder Population mindestens drei vollständige und zugleich möglichst blattreiche Exemplare), weil dann die Experten bereits eine Vorauswahl treffen können.


Spreuschuppiger Wurmfarn (Dryopteris affinis ssp. pseudodisjuncta)Besonders lohnende Farnstandorte sind Dobel, Schluchten und lehmige Schatthänge: Vom Lappen-Schildfarn (Polystichum aculeatum) sind noch lange nicht alle Vorkommen erfasst, beim Spreuschuppigen Wurmfarn (Dryopteris affinis) nur zu einem geringen Teil. Vom recht ähnlichen Gewöhnlichen Wurmfarn unterscheidet er sich u. a. durch einen violetten oder schwärzlichen Fleck am Grund der Fiederchen. Beim Spreuschuppigen Wurmfarn ist es in jedem Fall wert, näher hinzusehen: A. Eschelmüller und ich haben mittlerweile nachgewiesen, dass der Spreuschuppige Wurmfarn in Niederbayern mit vier Unterarten vertreten ist! Während die Subspezies borreri (Newman) Fras.-Jenk. recht verbreitet ist, kommen die anderen wohl nur punktuell vor: Subsp. affinis (Lowe) Fras.-Jenk., subsp. cambrensis Fras.-Jenk und subsp. pseudodisjuncta (Oberholzer & Tavel ex Fras.-Jenk.) Fras.-Jenk. - Bestimmungshilfen geben Fraser-Jenkins in HEGI, Illustrierte Flora von Mitteleuropa, Band I (2. Aufl.) und Eschelmüller 1996 in Ber. Bayer. Bot. Ges. 66/67: 195-207.
Die Harmlose Brennnessel (Urtic dioica ssp. galeopsiifolia) wird erst seit wenigen Jahren beachtet. Sie zeichnet sich dadurch aus, dass ihre Blätter keine Brennhaare besitzen und sich daher auch nicht rauh anfühlen (am Stengel schon Brennhaare). Die Pflanze ist hochwüchsig, wirk etwas grau, blüht später als die eigentliche Brennnessel und hat ihre Blütenstände erst weiter oben am Stengel. Bisher ist diese Nessel von einer Reihe von einigen Fundorten an der Donau nachgewiesen (siehe Neufunde), doch sie ist dort wohl durchgehend verbreitet. Ungeklärt ist, wie weit die Sippe isaraufwärts verbreitet ist.
Elymus athericus (Stechquecke) wurde inzwischen neben der verbreiteten Hybride Elymus x oliveri auf der oberösterreichischen Innseite gefunden (2002a). Sie ist sicher auch auf der niederbayerischen Innseite verbreitet!
Ruderalpflanzen:

Besonders die Ruderalstandorte der Verkehrsanlagen besitzen eine ausgeprägte Florendynamik. Hier ist ständig mit neu eingeschleppten oder bisher verkannten Sippen zu rechnen. Dies zeigen eindringlich Untersuchungsergebnisse für das Innviertel (Oberösterreich) und das angrenzende Niederbayern. HOHLA sowie HOHLA, KLEESADL & MELZER (siehe Literatur!) entdeckten dort im niederbayerischen Teil in den letzten Jahren neu Bromus hordeaceus ssp. pseudothominii (Bahnanlagen Passau und Pocking), Bromus squarrosus (Bahnanlagen Passau), Cerastium tenoreanum (Bahnhof Simbach a. Inn), Dittrichia graveolens (Autobahn Passau - Suben), Festuca rubra ssp. juncea (Bahnanlagen Passau), Papaver dubium ssp. confine (Bahnhof Pocking), Solanum nigrum ssp. schultesii (Bahnanlagen Passau) und Spergularia salina (Autobahn Passau - Suben).


Misteln:

Alle drei mitteleuropäischen Unterarten kommen in Niederbayern vor: Fast ebenso weit verbreitet wie die Weisstanne, aber nur mangelhaft erfasst ist die Tannenmistel (Viscum album subsp. abietis). Die Kiefernmistel (V. a. subsp. laxum)konzentriert sich im westlichen Niederbayern und bleibt weit zurück hinter der Verbreitung ihrer Wirtspflanze, der Waldkiefer. Die Laubholzmistel schließlich (V. a. subsp. album) wächst auf verschiedenartigen Laubbäumen, so vor allem auf Apfel, Hybridpappel und Linde, nicht jedoch z. B. auf Eiche, Rot- und Hainbuche.Ohne dass dafür ein schlüssiger Grund anzugeben ist (vermutlich sind die Aktionsradien der Mistelbeeren-fressenden Drosseln entscheidend), ist sie sehr ungleich verteilt: Schwerpunktbereiche der Laubholzmistel können unmittelbar an mistelfreie Gebiete angrenzen. Allerdings gibt das bisher dokumentierte Verbreitungsbild die tatsächliche Situation nur ansatzweise wieder:

Die Karte zeigt, in welchen Blatt-Vierteln (Quadranten) der Topographischen Karte M 1 : 25 000 die Laubholzmistel in jüngerer Zeit kartiert worden ist. Bitte leisten Sie einen Beitrag zur Vervollständigung der Rasterkarte und teilen Sie mir mit, in bzw. an welchen Orten und auf welchen Bäumen sie die in Niederbayern als gefährdete Pflanze zu betrachtende Laubholzmistel beobachtet haben. hierfür steht ein elektronisches Meldeformular zur Verfügung.


Frühlingspflanzen:

Bei Sippen, die nur im Frühjahr auffallen oder überhaupt nur im Frühjahr entwickelt angetroffen werden, gibt es naturgemäß besonders ausgeprägte Kartierungsdefizite. So sind das Moschuskraut (Adoxa moschatellina), der Hohle Lerchensporn (Corydalis cava), die Schuppenwurz (Lathraea squamaria) noch in vielen Rasterfeldern nachweisbar.
Zur Verbreitung der beiden in den tiefern Lagen sehr verbreiteten Unterarten ssp. lucorum und ssp. hederifolia des Efeublättrigen Ehrenpreises (Veronic hederifolia) gibt es kaum Daten. Ähnliches gilt für die Unterarten des Frühlings-Hungerblümchens (Erophila verna): Nach eigenen Beobachtungen ist neben der allgemein verbreiteten Unterart verna an Trockenstandorten öfter ssp. spathulata anzutreffen. Der Doppelgänger des Jährigen Rispengrases (Poa annua), nämlich das Läger-Rispengras (Poa supina) beschränkt sich in Niederbayern keineswegs auf den Bayerischen Wald (vgl. Neufunde), wurde aber kaum jemals erfasst.
Die erfolgreichen Nachforschungen im oberösterreichischen Innviertel legen nahe, dass die Bleiche Vogelmiere (Stellaria pallida) auch in Niederbayern öfter auftritt(bisher nur Bhf. Pocking: HOHLA 2002: 566). Im Gegensatz zur sehr häufigen Doppelgängerin Stellaria media ist die Bleiche Vogelmiere frühlingsephemer und gut nur im April ansprechbar (vgl. HOHLA 2002a: 496).