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Einführung Natur in Niederbayern

(Stand 15.02.2006)

Der gut 10 000 km2 (1 mio ha) große Regierungsbezirk Niederbayern liegt zwischen Oberbayern, der Oberpfalz, Oberösterreich, und Tschechien mit Süd- und Westböhmen (Übersichtskarte).

Die Niederungen des Donautales, der weiten Talräume an den Alpenflüssen Inn und Isar sowie die langen Täler von Vils, Rott, Kleiner Laaber und anderen kleineren Flüssen spiegeln sich im Namen des Regierungsbezirks. Der weitaus größte Teil Niederbayerns liegt in der submontanen Höhenstufe und in einer Höhe von nur 285 m ü NN [unterste submontane Höhenstufe)verlässt die Donau bei Jochenstein unterhalb Passau Bayern . In den Tälern strömt weit mehr Wasser als in irgendeinem anderen bayerischen Regierungsbezirk. In den beiden letzten frei fließenden Abschnitten der Donau und ihren Altwässern lebt eine in Mitteleuropa einmalige Vielfalt an Fischen, Muscheln und Schnecken. Bayernweit einmalig sind die so genannten Wechselwasserbereiche der Donaualtwasser - in Niedrigwasserzeiten trocken fallende Gewässerböden, die zeitweise von selten gewordenen Zwergbinsen-Fluren und Kleinröhrichten besiedelt werden.

Neben dem Band heute Hochwasser-geschützter Auwälder entlang von Inn und Isar gibt es im Isarmündungsgebiet noch eindrucksvolle Überflutungsauen und Streuwiesenflächen. Die Donau sowie die großen künstlichen Stauseen der Isar um Landshut und die an Verlandungsinseln reichen Inn-Stauseen ("Europareservat") spielen eine international wichtige Rolle für Wat- und Wasservögel, besonders als Rast- und Auftankstationen beim Zug und für die Überwinterung. Die Grünlandareale in den breiten Tälern sind überaus bedeutende Wiesenbrüter-Gebiete, besonders für den Großen Brachvogel.

Die Talräume sind aber nicht nur als Feuchtgebiete wichtig: So genannte Brennen als hochgele-gene alte Anschütten der Alpenflüsse tragen überaus artenreiche Kalk-Magerrasen und Trockengebüsche. Hier gedeihen sogar einige Steppenpflanzen. Überhaupt treffen an den Fernflüssen Pflanzen- und Tierarten des feuchten Alpenrandes und des engeren Alpenvorlandes mit Elementen zusammen, die in trockenwarmen Gebieten wie der ungarischen Tiefebene oder den großen Stromtälern ihren Schwerpunkt haben. Dabei entstehen in dieser Kombination einmalige Lebensgemeinschaften. Daran beteiligt sind z. B. Stromtal- und Steppenpflanzen wie Cucubalus baccifer (Hühnerbiss), Pseudolysimachion longifolium (Langblättriger Ehrenpreis) und Viola elatior (Hohes Veilchen) bzw. Stipa pennata (Grauscheidiges Federgras), Clematis recta (Steppen-Waldrebe) und Inula hirta (Steppenalant) sowie präalpin verbreitete Arten Carduus personata (Maskendistel), Allium suaveolens (Duftlauch) und Cyclamen purpurascens (Alpenveilchen).

Die Donau mit dem Bogenberg am Rand des Bayerischen Waldes Noch stärker Wärme betont sind die sonnseitigen Leiten - Steilhänge und zum Teil Felsabstürze - entlang der Passagen von Altmühl und Donau durch die Alb bzw. den Bayerischen Wald. Felsköpfe und -bänder mit Reliktpflanzen-Vorkommen, Wärme geprägte Staudensäume, krüppelwüchsige Eichenwälder, besondere Arten wie Pfingstnelke oder Smaragdeidechse sorgen im schwierigen Gelände für ein herausragendes, an Überraschungen reiches Naturerleben. Im Kontrast dazu stehen die luftfeuchten Bach-Kerbtäler (Dobel) und Schatthänge mit ihren üppigen, eschen- und ahornreichen Schluchtwäldern, einzelne kräftige Karstquellen und die Höhlen der Alb. - Herausragende Naturobjekte der Talränder sind das Europadiplomgebiet "Weltenburger Enge", das Naturschutzgebiet "Bogenberg", die Donauleiten von Passau abwärts und die als Naturdenkmal geschützte Tuffmauer des Johannisfelsens bei Usterling.

Niederbayern ist aber auch Bergland. Neben dem Anteil an der Fränkischen Alb mit ihren Kalkgesteinen ist es der Hauptanteil des von Gneisen und Granit getragenen Mittelgebirges des Bayerischen Waldes, das mehr als ein Drittel des Regierungsbezirks einnimmt. Mit dem König des bayerisch-böhmischen Grenzgebirges, dem Großen Arber [1456 m NN], erreicht es sogar die subalpine Höhenstufe, weshalb dort und zum Teil auch in den Hochlagen des Falkensteins verschiedene Alpenpflanzen als Eiszeitrelikte überdauern konnten, so Swertia perennis (Tarant), Pseudorchis albida (Weißzüngel) und Cardamine rededifolia (Resedenblättriges Schaumkraut). Die Quarzaufragungen des schnurgerade verlaufenden Bayerischen Pfahls sind in Niederbayern am eindruckvollsten.

Im Nationalpark Bayerischer Wald, dem ersten deutschen Nationalpark, begeistern besonders ungenutzte naturnahe Nadel- und Bergmischwälder mit seltenen Spechten und Eulen, Blockfelder, Felsbäche und Moore. Hoch- und Übergangsmoore sowie die Reste von Bürstlingrasen mit Arnika und Silberdistel sorgen auch andernorts in den höheren Lagen des Bayerischen Waldes für landschaftliche Höhepunkte. In den tieferen Lagen bieten solche die langen kaum verbauten Abschnitte der Braunwasser führenden Ilz und des Regen mit ihren Zuflüssen und Naturschutzgebieten, in denen örtlich noch Fluss-Perlmuscheln leben und sich wieder überall heimlich der Otter bewegt. Im Neuburger Wald bei Passau begeistern die felsdurchsetzte Innleite und die buchenreichen Naturwaldreservate. Obwohl vom Ackerbau auf meist entkalkten Tertiärablagerungen und Lößlehm dominiert, gibt es Natur-Kleinodien auch im "Unterbayerischen Hügelland", das die andere Hälfte Niederbayerns einnimmt. So zeichnet sich der Raum Abensberg durch Föhrenwälder mit Dünenbildungen und höchst seltenen Sandpflanzen aus. Der Ehemalige Standortübungsplatz Landshut wurde durch reiche Amphibienvorkommen und seltene Hautflügler bekannt.

Saure, kalkarme Böden prägen das Tertiärhügelland und den Bayerischen Wald, Kalkgebiete sind dagegen die Flusstäler von Donau, Isar, Inn und Altmühl sowie die Fränkische Alb. Die Vielfalt der natürlichen Gegebenheiten hat eine recht artenreiche Flora zur Folge. Bei den Blütenpflanzen ist sie am höchsten entlang von Donau, Isar und Altmühl. Insgesamt enthält die niederbayerische Florenliste zur Zeit ca. 1950 Farn- und Blütenpflanzenarten, -unterarten oder -varietäten als einheimisch (urwüchsig oder eingebürgert) - die in den letzten beiden Jahrhunderten ausgestorbenen oder verschollenen eingeschlossen. Einige Pflanzenvorkommen Niederbayerns sind wegen ihrer Seltenheit deutschlandweit bedeutend, so die von Gentianella bohemica (Böhmischer Enzian), Hieracium spurium subsp. tubulatum (Röhrenblütiges Habichtskraut), Euphorbia villosa (Zottige Wolfsmilch), Adenophora liliifolia (Lilienglocke), Euphorbia lucida (Glanz-Wolfsmilch) und Carex michelii (Michelis Segge). Eine Übersicht der Gefäßpflanzen-Flora Niederbayerns bietet diese Homepage und (ausführlicher) die Publikation von Zahlheimer, W. A. - 2001.